99 Francs

Von Frederic Beigbeder,
Edition Bernard Grasset, Paris 2000.

"Du bist mein verbotener Traum,
Meine einzige Qual,
Und meine letzte Hoffnung."

Kein Buch hat die berauschte Besessenheit und den besessenen Rausch - die einsame Verzweiflung und die verzweifelte Einsamkeit - die pervertierte Lust und die lustige Perversion - und vor allem diese unstillbare Sehnsucht nach Mehr, die unsere Generation der Gesättigten und der Hungrigen überwältigt, besser beschrieben als dieses.
Kein Buch hat so zum Lachen angeregt und zugleich so oft an das Weinen erinnert.
Vielleicht können sich ja nicht alle so gut mit dem Protagonisten identifizieren wie wir.. Naja, manche Leute lachen gern, manche weinen lieber; Einige laufen immer davon und ergreifen die Flucht, und Andere kehren wieder zurück; Es bleibt eben oft wenig anderes zu Tun im Leben als zu Reisen und dabei zu Kreisen.
Und nur Wenige gehen ihren Weg. Jene sind zu bewundern.

Dieser Octave also, der duch seine intelligente Arroganz und leidenschaftliche Fatalität bald unsere Sympathien gewinnt, will sich durch sein abnorm exzentrisches Verhalten von seinem hochbezahlten Job in der Werbebranche erlösen. Dass er seine Geliebte, die von ihm ein Kind erwartet, verlassen hat, und seitdem 4 Gramm täglich verbraucht, um besser vergessen zu können - sei nur nebenbei erwähnt: Er verachtet seine Umwelt und liebt eine Frau, die er schon verloren hat - und letztendlich misslingen alle, zu Beginn des Buches deklarierten Vorhaben. Wie nicht anders zu erwarten, eskaliert das Spiel mit dem Spass; Und das soll uns wohl eine Lehre sein.

"Worte, nichts als Worte", sagte Tamara.

- BOOK OF THE MONTHS








Frederic Beigbeder






 

The Thomas Crown Affair (1968)

Spielend: Steve McQueen, Faye Dunaway
Regie: Norman Jewison

Das ist einer jener Affairen, die in unserer Erinnerung mit ihrem Titelsong konkurrieren.
Denn was bleibt am Ende einer Affaire außer einer schönen Melodie ?

Dieses nervöse Lied "The Windmills Of Your Mind", dargebracht von Dusty Springfield, oder eben dieser herrliche Film mit Steve McQueen - der eindeutig mehr Sex-Appeal hatte, als all jene, die nach ihm kamen - und mit Faye Dunaway, der begehrenswertesten Versicherungsagentin aller Zeiten ?

Dieser Film strahlt vor herrlicher Eloquenz: Alles ist leicht und schön, aber auch schnell und kurz: Also dauert es auch nicht lange, bis sich die Protagonisten aufspüren, und bald miteinander spielen, um sich nicht viel später zu spüren;
Da hat uns der alte Norman Jewison einer der besten und längsten Schach- und Kußzenen der Filmgeschichte beschert. Alle Achtung!

Noch viel schöner ist das Ende des Films, das nicht als Endtäuschung missverstanden werden sollte: Denn was befriedigt schon mehr als ein gelungener Coup, eine ausgefüllte Zeit mit einer wunderbaren Frau, und die Gewissheit, dass all das nie aufhört und immer weitergehen wird ?

- AFFAIR OF THE MONTH






Troubleman
 

Troubleman

Album 'Time Out Of My Mind'
[Far Out Recordings]

Es gibt gewisse Personen, auf die man sich verlassen kann; Einer von denen ist Troubleman aka Mark Pritchard, auch bekannt unter Chameleon, Chaos & Julia Set E621, Global Communication, Harmonic 33, Jedi Knights, Pulusha, The Rebus Project, The Reload, Secret Ingredients; Seine multiplen Identitäten machen es es einem nicht leicht, aber unser langes Warten ist schliesslich doch belohnt worden, und sein lang ersehntes Album 'Time Out Of My Mind' ist endlich erschienen: Dieser herrliche Mix von Bossa, Soul und Funk wird von einigen namhaften Guest Vocalists geschmückt, darunter Nina Miranda, die wir aus Smoke City kennen, Eska (New Sector Movements) und nicht zuletzt: dem wunderbaren Steve Spacek: Dieser schönste aller dahingehauchten Tracks ("Without You") verführt zu angenehmer Schwermut, verwandelt unser stetes intellektuelles Unbehagen in warmes Wohlgefühl, und setzt dem längst banal gewordenen Missvergnügen ein Ende; Und deswegen werden wir ihn auch noch öfter hören..

"I could never leeve without you,
cos I got plenty of time,
cos I just sit here and drink wine,
you know that i know, that your're mine...
"

- ALBUM OF THE MONTH





Ein Bild fehlt.
 

Villa Khuner (1930)

Kreuzberg 60
2650 Payerbach (A)


Architect: Adolf Loos, * 1877, Brno (CZ) - + 1933, Wien (A)

1927 beauftragte der Lebensmittelfabrikant Paul Khuner, den damals heftig umstrittenen Architekten Adolf Loos, ein exklusives Landhaus im klassisch alpinen Stil zu entwerfen. Loos folgte bei der Planung stets seinem Leitmotiv "Baue nicht malerisch!", denn malerisch war der Bauplatz auf 900m Seehöhe sowieso;
Das zweigeschössige Blockhaus mit einem Sockel aus gemauerten Naturstein und einem Sattelflachdach wurde 1930 unter der Aufsicht von Loos' langjährigem Mitarbeiter Heinrich Kulka errichtet. Anfang der 50er Jahre wurde es von den damaligen Besitzern vom privaten Wochenendsitz zu einem Erholungsheim adaptiert. Im Jahr 1959 wechselte das Haus in den Besitz von Ilse Wurdack, die es zu einem Hotel-Restaurant umgestaltete.

Eine oder zwei Nächtigungen in diesem lauschigen Etablissement seien nicht zuletzt wegen der nostalgisch-romantischen Atmosphäre, aber auch wegen der einzigen Gelegenheit, die wohl durchdachte architektonischen Details aus nächster Nähe wahrzunehmen, wärmstens empfohlen: Hier wird nämlich nur geschoben, und das schon lange!

- BUILDING OF THE MONTH


Adolf Loos

www.looshaus.at





 

Ministerium für Liebe (PL)

Wo: Überall, wo geliebt wird. Also in Pelusien


Manche werden sagen: "Nun ja, das gibt es doch schon. Das kam ja schon bei George Orwell in '1984' vor..'
Nun ja, das war ja nur ein Roman, und
außerdem reine Fiktion.

Um den widrigen Umständen, die alle Liebenden quälen, nämlich den - pragmatischen Denkweisen, der frustrierten Abgeklärtheit diverser Mitmenschen, ihrer vermeintlich vernünftigen Weltanschauung, und vor allem der Vernunft selbst - aktiv entgegenzuwirken, hat die pelusische Regierung endlich eine Instititution ins Lieben gerufen, die diesen Misständen Abhilfe schaffen wird.
All jene, die durch emotionelle Maneuver in Mit- und in Leidenschaft gezogen sind - also jene, die in Lust schwelgen und jene, die schmachten, und alle, die schon lange an ihrem Verstand zweifeln
- mögen sich nun auf die lange Reise ins Pelusische begeben, um dann dort die Erfüllung ihrer Freuden und die Auflösung ihrer Qualen zu finden. Denn in Pelusien regiert nicht Verstand, sondern Gefühl, und dennoch wird dort viel mehr verstanden;

- INSTITUTE OF THE MONTH